Xin Chào Vietnam

Mauro | Veröffentlicht am 9.1.2025

Wie bei Forest Gump als Forest und Bubba in Vietnam landen oder wie bei The Grand Tour als Richard, Hammond und May in Vietnam aufschlagen, läuft auch bei mir im Ohr der Klassiker Fortunate Son von Creedence Clearwater Revival. Ein wenig plakativ, den ersten Eindruck eines Landes direkt an dessen dunkelsten Jahre zu knüpfen. Aber so läuft unser Gedächtnis. Er-/Verzogen dank Hollywood & Co. Für alle, die den Ohrwurm mal wieder pflegen möchten: Hier, geniesset es!

Wir starten unser Asien-Abenteuer an Silvester. Um 8 Uhr morgens gehts mit 2x30kg schweren Taschen und Handgepäck in Mittelhäusern auf den Zug nach Zürich. Begleitet von Mariette und Kurt, welche auch ein bisschen Kerosinduft abbekommen möchten. Äusserst unspektakulär erfolgt diesmal das Check-in. Wir haben die Gewichtslimite bis auf 100 Gramm genau ausgequetscht. Die Check-in-Dame mit den aufgespritzten Lippen fragt uns sogar noch, welche Kitegrössen wir dabei haben und wo man in Vietnam Kiten könne. Tja, so kann man sich am optischen Eindruck täuschen. So richtig los geht es mit dem Nachmittagsflug von Emirates nach Dubai. Das erste Mal A380 fliegen. Für mich als kleiner Luftfahrt-Enthusiast natürlich direkt ein Highlight. Der Flug vergeht wie im Flug, super leise und mit gutem Essen sowie meiner im Vorfeld bereitgestellten Filmauswahl. Ich muss hier noch erwähnen, dass ich schon ein bisschen angeschlagen bin; gesundheitlich, nicht das was ihr schon von mir kennt. Aber dazu später noch mehr. 

Wir landen kurz vor Mitternacht in Dubai. Das Neujahr erleben wir in der Sicherheitskontrolle, welche in Sachen Effizienz seinesgleichen sucht. Kaum im Terminal angekommen, weist uns ein Flughafenmitarbeiter stolz zu einem grossen Fenster, wo das Feuerwerk bereits in vollem im Gange ist. Naja, ich war noch nie der Pyromane und auch Sandra kann dem wenig abgewinnen. Also nichts wie los und schauen, wie wir unseren neunstündigen Aufenthalt ausschmücken können. Wie erwartet gibt es am Flughafen Dubai alles in Hülle und Fülle; Luxus wohin das Auge reicht. Wir begnügen uns mit Nachos und stossen auf unsere Reise und das neue Jahr an. Trotz Liegesesseln bleibt es mir verwehrt ein Nickerchen zu machen. Es ist einfach zu lärmig und zu nervös rund um uns. Sandra im Gegenzug legt sich hin und schläft seelenruhig eine Weile. Endlich Morgen! Kaffee und Hopp in den Flieger nach Ho-Chi-Minh-Stadt. Sieben Stunden später und ziemlich gerädert sind wir am ersten Ziel unserer Reise angekommen. 

Auf ins Hotel und mal ne Mütze Schlaf nachholen. Grab (Asienversion von Uber) bestellen und 30 Minuten später sind wir im Hotel. Hach – wie schön doch ein richtiges Bett sein kann… Am nächsten Morgen meldet sich meine Erkältung zurück und ich begegne ihr mit meinen Wundertabletten namens Neocitran. Nach zwei doppelten Espressi stürzen wir uns ins Abenteuer Grossstadt. Reizüberflutung in Perfektion! Roller, Düfte, Menschen – einfach alles in einem nie erlebten Ausmass. Spannend und erschöpfend zugleich. Da wir merken, dass die zwei Nächte, die wir gebucht haben nicht reichen, verlängern wir um eine Nacht. Wir geniessen köstlichen Kaffee und feine Backwaren (welche auf die Kolonialzeit von Frankreich zurückzuführen sind) und schlendern durch die Strassen. Vorbei an historischen Plätzen, gesäumt mit Hubschraubern, Kampfjets und Panzern, welche an den Vietnamkrieg erinnern. Zugegeben hatten weder Sandra noch ich eine genaue Vorstellung, um was es bei diesem eigentlich ging. Also nichts wie hinter die Bücher, also heute halt Google. 

Um die Grösse vom ehemaligen Saigon in eine Relation zu bringen: In Ho-Chi-Minh-Stadt leben mehr Menschen als in der ganzen Schweiz! Fazit: Zu gross für uns Landkinder. Wir ziehen weiter mit der Bahn in Richtung Mui Né. Das eine der zwei Betten im Viererabteil unseres Zuges geht für unser Gepäck drauf. Also teilen Sandra und ich uns ein Bett als Sitzplatz. Ich bin erneut dank des Allzweckmittels in Tablettenform halbwegs ertragbar und geniesse den Ausblick. Unsere Zimmernachbarn sind ein junges Pärchen aus der Stadt, welches unterwegs ist zu einem Besuch bei Freunden in Mui Né. Höflich distanziert trifft die Begegnung wohl auf den Kopf. 

Mui Né ist eine Touristenstadt wie es im Buche steht. Sehr russisch, sehr grell und sehr laut. So vergeht auch keine Zeit bis mir auf der Strasse allerlei Drogen angeboten werden. Als der junge Mann seine Liste fertig erzählt hat, entgegne ich ihm: Alles in dieser Reihenfolge zum Mitnehmen bitte. Spass bei Seite. Wir merken schnell, dass dies nicht unser Revier für einen längeren Aufenthalt sein wird. 

Einschub: Ja, wir suchen einen Platz zum Kiten und wo es uns gefällt, um das Tet-Fest (das Chinesische Neujahr) abzuwettern. Denn, was wir gehört haben, wird Ende Januar zwei Wochen lang ganz Vietnam auf Reisen sein. Wir erkunden mit einem Roller die Gegend und klappern alle Kitestrände ab. Naja, einer scheint ganz passabel, aber auch nicht mehr. Mal gucken, was da sonst noch kommt. 

Die sehr freundliche Besitzerin des Hotels, in welchem wir nächtigen, hilft uns einen Bus nach Phan Rang zu buchen. Ein Schlafbus. Klingt entspannend. Ist es jedoch nicht, wenn man 1.85m gross ist. Dazu flammt meine Erkältung erneut auf, was die Reise nicht attraktiver macht. Anyway. Augen zu und durch. Angekommen in Phan Rang leg ich mich ins Bett und kuriere jetzt endgültig meine zu einer Grippe herangewachsene Erkältung aus. Sandra wird es auch schätzen, wenn ich mal wieder umgänglicher werde. Also im Ausmass des Möglichen… 

Wir halten euch über die Wahl unseres Zufluchtsortes, die ersten Kite-Sessions und alles was uns sonst noch bewegt auf dem Laufenden. Bis dahin, möge euch die Katze mit dem winkenden Arm stets Glück bringen. Backroll over und aus. 


Entdeckungs(kite)reise Vietnam

Sandra | Veröffentlicht am 4.3.2025

Fischduft liegt in der Luft. Wir sind zurück an einem der ersten Orte unserer Vietnamreise: Mui Né; ursprünglich ein Fischerdorf ist es heute zudem eine Touristenhochburg und einer der bekanntesten Kitespots Vietnams. Wir haben zum Glück ein paar Perlen zum Übernachten oder Essen gefunden… Wie es zum Kiten ist, können wir noch immer nicht aus eigener Erfahrung sagen. Denn eine Windflaute prägt auch unseren zweiten Besuch. Es scheint, dass der Wind in dieser Saison nicht so gut ran kommt. Nach einem längeren Stop im etwas nördlicher liegenden Nha Trang suchten wir einen Tapetenwechsel. Nachdem der wohl windigste Spot Vietnams Phan Rang aus unserer Favoritenliste fiel, wozu du im folgenden Abschnitt mehr erfährst, gaben wir Mui Né noch einmal eine Chance.

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Phan Rang – auskuriert in Windeseile

Beim letzten Blogbeitrag waren wir ja gerade unterwegs nach Phan Rang und fieberten dem Kiten entgegen. Mauro wortwörtlich – er war durchs Verschleppen seiner Erkältung ziemlich angeschlagen und ‚Krankenschwester Sandra‘ ordnete ihm Bettruhe und Tee an. Schwieriger Patient, aber zum Glück auch ein schläfriger Patient.😉 Etwas Pause und eine Kitesession später wussten wir: das wird nicht unser Lieblingskitespot. Die Lagune macht einen zu abhängig von den Gezeiten und Kitefoilen scheint unmöglich. Ok, die Windvorhersage hat nicht nach Foil ‚geschrien’. Im Gegenteil. Wahrscheinlich wären wir mit unserem kleinsten Kite, dem 9er, öfters eher zu gross dran. Und die Auswahl für Verpflegung und Unterkunft sind nicht nur eingeschränkt, sondern auch teurer als in Vietnam üblich. Ein ausführlicher Kitespot-Bericht zu Phan Rang findest du übrigens auf Instagram: Zum Phan Rang Spotbeschrieb

Alles in allem für unsere Umstände nicht passend. Wir sind auf der Suche nach einem Ort, an dem wir unser Kitegepäck deponieren und danach während mindestens einer Woche den Trubel rund um Tet ‚aussitzen‘ können. Tet ist der wichtigste vietnamesische Feiertag. Ausgedehnt auf mehrere Tage feiert man das neue Jahr nach dem Mondkalender. Es wird dekoriert, geputzt, gratuliert, gebetet, Bäumchen und Blumen gekauft – natürlich in gelb, rot oder mit Kumquats –, gefeiert, zur Familie gereist und, und, und. Deshalb sind Transportmittel Tage im voraus und danach ausgebucht. Wir haben mit Phan Rang ein heisser Kandidat zum Überbrücken dieser Feiertage aus dem Rennen geschmissen. Ein neuer Ort mit Kite-Option muss her.

Nha Trang – Glücksgriff im Gesamtpaket

Da ploppt Nha Trang auf. Mauro entdeckt eine Erwähnung fürs Kiten dazu tief versteckt im Internet. Ein ‚Local Kitesurf Beach’ ist markiert auf Google, jedoch ohne Kitestation. Grundsätzlich kein Problem, wenn man wie wir mit eigenem Material reist und der Spot ohnehin auflandigen Wind bietet. Wir finden endlos viele Unterkünfte.

Überraschenderweise sind auch die direkt am Strand sehr preiswert. Die Hochhäuser am Strand schrecken zwar etwas ab, gleichzeitig ist unser Interesse geweckt. Die Vorhersage zeigt für die kommenden Tage viel Wind in Nha Trang an – nichts wie los; ist ja nur rund 100 Kilometer von Phan Rang entfernt.

Was machen Kiter*innen in einer neuen Stadt mit einem etwas unbekannten Spot? Sie verschaffen sich einen Überblick vom Spot, indem sie ein Hotelzimmer inklusive Balkon (zum Trocknen vom Material) gegenüber vom Kitespot buchen. Gesagt, getan. Wer Glück hat, kriegt dabei noch ein Upgrade in die Suite-Zimmer des 14. Stocks. Sehr, sehr toll. Wir sahen bei unserer Ankunft sogleich, dass schon eine Handvoll Kiter am Start war. Nichts wie los an den Strand und ins Wasser. Zum Kitespot haben wir auch hier auf Instagram ausführlicher berichtet: Zum Nha Trang Spotbeschrieb

Etwas gewöhnungsbedürftig, so mit dem Kitematerial durch eine Lobby raus zu watscheln (besonders, als wir nass wieder zurück kamen). Aber es scheint kein Problem fürs Hotel zu sein. Im Gegenteil, sie behandeln uns wie Spezialgäste. Wir kommen zurück ins Zimmer: Ein Fruchtteller liegt da. Wir gehen frühstücken: Die Dame organisiert zusätzliche Konfitüre und Milchkaffee für uns. Ein sehr guter Start in Nha Trang.

Am nächsten Morgen ziehen wir Bilanz und finden, dass das Gesamtpaket doch ganz gut zu unseren Plänen passt. Wir können hier kiten, finden günstige Unterkünfte, vielseitige Restaurantoptionen und reisen schnell weiter per Bahn, Bus oder sogar Flugzeug. Es wirkt etwas grossstädtisch, bietet aber in den Gassen oder hinter den Hochhäusern viel vietnamesischer Vibe und Gastfreundschaft. Zum Beispiel im einen, notabene kleinen und vollen Restaurant, hat sich die Eigentümerin beim Verabschieden extrem herzlich sowie im Namen von ganz Vietnam für unseren Besuch im Land bedankt. Mit der erst etwas zurückhaltenden, skeptischen Rezeptionistin unserer Langzeitunterkunft haben wir ausschliesslich via Google Translate kommuniziert. Auf die Frage nach Möglichkeiten zum Waschen, begleitet sie uns via Hintereingang zur Waschmaschine, zeigt wie’s funktioniert und lässt übersetzen: Hier könnt ihr gratis selber waschen; einfach nicht der Chefin sagen, die würde was verlangen dafür. Hihihi.

Hanoi – auf den Bahngeleisen der Hauptstadt

Also deponieren wir unser Kitematerial in Nha Trang und fliegen in den Norden, um mit dem Zug Abschnitt für Abschnitt zurück zu fahren. Hanoi erwartete uns mit der vollen Dröhnung Grossstadt mit etlichen schmalen Gassen. Was für ein Trubel! Die Leute waren zu der Zeit besonders aufgeregt an den Vorbereitungen. In zwei Wochen ist Tet. Wir spazieren kreuz und quer durch die Stadt (an Roller geschweige denn Auto fahren ist nicht zu denken bei dem Verkehr). Ein ziemlicher Spiessrutenlauf. Wir schauen uns das Wasserpuppentheater an und amüsieren uns an der Train Street. Das ist ein cooles Spektakel: Die Bahn fährt super nahe an den Gebäuden vorbei, wo etliche „Trainspotter-Restaurants“ angesiedelt sind. Lustig ist dabei nicht nur der vorbeifahrende Zug, sondern auch die anderen Leute und das rege Treiben an sowie auf den Bahnschienen.

Sa pa – Winterschlaf statt Wandertraum

Jetzt wollen wir uns das noch vom Zug aus anschauen und buchen eine Übernachtungszugfahrt nach Sa pa respektive Lào Cai. Es soll etwas besonderes werden. Deshalb reisen wir in einer Doppelbettkabine. Wir steigen in Hanoi gegen 23 Uhr in den Zug. Total motiviert für diese Fahrt und das spannende Bergdorf, wo wir mehr über die hier lebenden indigenen Völker zu erfahren hoffen. Ja, man könnte bei der Reiseplanung drauf kommen: Es ist ein BERGdorf, 1’600 M. ü. M. Diesen Aspekt haben wir komischerweise vernachlässigt und der wurde uns bereits während der Bahnfahrt um die Ohren gehauen: Im Abteil wurde es von Stunde zu Stunde kühler. Unsere Kleiderschicht immer dicker. Brrr. Schnell in den Bus gehüpft für den letzten Teil hoch ins BERGdorf, wo uns eine dicke Nebelsuppe empfängt. Ein warmer Kaffee und das Frühstück soll uns wärmen. Naja, wir stellen fest, dass die Bauweise der Gebäude hier nicht so ist, wie es die Höhe vermuten lässt. Kleine Föhnheizungen probieren den Innenraum des Restaurants zu wärmen währenddem durch alle Spalten die 8–10 Grad Celsius kühle Bergluft reinzieht. Das erwartete wohlige Gefühl kommt also nur beschränkt auf. Ähnlich später im Hotelzimmer. Die Nebelsuppe ist auch nach unserem Nickerchen noch so dick, wie wir es lange nicht gesehen haben. Wir merken: Das wird nichts. Also disponieren wir kurzerhand um. Wir sehen uns etwas um, essen uns vor einem Kamin ins Foodkoma und fahren nach einer Nacht statt nach zwei Nächten zurück nach Hanoi. Der Lärm der Stadt umschlingt uns direkt wieder. Die Temperaturen tagsüber glücklicherweise knapp über 20 Grad Celsius. Halleluja.

Halong-Bucht – zurück auf dem Wasser

Ist unser Entscheid, in die Halong-Bucht zu fahren der richtige? Das UNESCO Weltnaturerbe ist ein grosses Touristenmagnet. Fast 2000 Kalksteinfelsen ragen im Golf von Tonkin aus dem Wasser und scheinen auf Bildern sehr imposant. Wir lesen, dass man am besten eine mehrtägige Tour auf einem Schiff bucht. Deshalb fällt schnell ein etwas grösserer Budget-Posten an, auch wenn Touren in verschiedenen Preisklassen angeboten werden. Wir riskieren es, in eine ‚Touristenfalle‘ zu treten, und buchen eine der günstigsten Zweitagesreisen. Etwas skeptisch treffen wir nach der morgendlichen Busreise zum Hafen auf unsere Gruppe, den Guide und unser Schiff. Ein bunt gemischter Haufen von acht Leuten, die sich nach Gesprächen am Mittagstisch und der Sonnenterrasse als sympathisch erweisen. Wir fahren erst mit dem grossen Schiff etwas tiefer in die Bucht und toben uns danach mit kleinen Schiffen, Kayaks, etwas aus. Wir geniessen wunderschönes Wetter. Eine unglaublich schöne Kulisse! Am nächsten Morgen fahren wir an einen Pier, um mit Fahrrädern ein abgelegenes Dorf zu besuchen. Sie haben natürlich die verschiedensten Kaffees im Angebot. Zusätzlich einen Teich mit Fuss-Knabber-Fischen. Und wir werden mit ‚Happy Water‘ bekannt gemacht. Schnaps mit fruchtiger oder tierischer Einlage – wer sich wagt, darf den mit der eingelegten Schlange degustieren. Ui, nein, lieber nicht… Gut haben wir uns für diese Tour entschieden, eine tolle Erfahrung. Wir hätten noch viel länger bleiben können. Zum Glück erwartet uns die „trockene Halong-Bucht“.

Ninh Binh – Trampelpfad der guten Laune

Die Region rund um Ninh Binh bietet ähnliche Kalkstein-Formationen wie die Halong-Bucht. Am Fusse der Hügel findet man Reisfelder. Ein Fluss schlängelt sich durch die Hügellandschaft. Wir haben leider nur eine Nacht eingeplant und fahren am nächsten Abend weiter mit dem Nachtzug. Trotzdem geniessen wir den Tag in dieser traumhaften Umgebung. Bei Tagesanbruch erklimmen wir die Treppen eines erhöht liegenden Aussichtspunkts. Nach einer Stärkung fahren wir mit dem Roller um die Hügelgruppe herum. Vorbei an Häusern, bei denen die Kinder uns „Hello“ zu rufen und uns freudig zu winken. Die Strasse war zwischenzeitlich eher ein Trampelpfad (was wohl die älteren Damen auf dem Reisfeld dachten…?); ein sehr lustiges Erlebnis mit grandioser Aussicht.

Da Nang & Hoi An – vietnamesische Kaffeekultur und koreanischer Grillplausch

Die Tür im Zug scheppert was das Zeug hält. Notizbuch aufgeschlagen, es erfolgt ein Reisehack: Einfach eine Einweg-Zahnbürste dazwischen schieben. Bei allen Unterkünften versorgen sie einen mit den Zahnbürsten. Ist also ganz gut so eine dabei zu haben, wer weiss wofür man sie alles brauchen kann ausser um sich die Zähne zu putzen… Zack, herrschte ‚Ruhe‘ im Abteil. Insofern waren wir gut erholt, als wir in Da Nang eintreffen. Oder so erholt, wie man eben ist nach einer 14-stündigen Nachtzugfahrt. Ich finde im Schlafwagen geht das ziemlich gut. Mauro ist da eventuell anderer Meinung. Wir erkunden erstmal das benachbarte Hoi An, bekannt für die bunte Altstadt am Fluss und die vielen Lichtern. Tatsächlich zeigt sich da ein neues Bild von Vietnam: keine hohen Gebäude und überall zwischen den Stadtteilen schön grüne Reisfelder. Auf der Suche nach Kaffee stolpern wir über einen Kaffeekurs. Hast du gewusst, dass Vietnam der weltweit zweitgrösste Produzent von Kaffeebohnen ist nach Brasilien? Sensationeller Kaffee begleitet unsere Vietnamreise. Da Vietnam zudem für uns spezielle Kaffeekreationen bietet, wollen wir uns etwas genauer mit ihrer Kaffeekultur beschäftigen. Am berühmtesten ist wohl ihr Eierkaffee. Da kriegt der mit Kondensmilch gesüsste Kaffee einen Eierschaum verpasst. Dann gibts beispielsweise Salzkaffee, Kokoskaffee oder Kaffee gemischt mit Fruchtsäften; vielfach mit Eis gekühlt. Wir lernen sowohl die Zubereitung von Eier- wie auch Salzkaffee inklusive Zertifizierung. Hibbelig waren wir nach all dem Kaffee nur ganz leicht, hihihi.

Bis am Abend waren wir wieder tiefenentspannt. Wir wollen uns bei Dunkelheit jetzt die Lichterpracht der Altstadt anschauen. Wow. Das sind viele Lichter. Nur teilen wir uns diesen Moment mit so vielen Leuten auf Booten, auf der Brücke, in den Gassen… werden hier und dort angerempelt oder ziemlich aufdringlich angequatscht, um uns etwas zu verkaufen… Das ist so gar nichts für uns. Wir treten die Flucht an. Vielleicht war es nur eine unglückliche Häufung an Zufällen: In Hoi An hatten wir auch das erste und letzte Mal das Gefühl dieser unschönen touristischen Vibes, wo man sich nur als wandelnde Geldquelle vorkommt. Es war auch das einzige Mal, wo Taxifahrer irgendwas mauscheln wollten und wir das angemeldete Taxi für unsere Fahrt fanden, jedoch ohne den Fahrer. Skurril.

Alles nahm ein gutes Ende, wir kommen gut nach Da Nang. Einzig das Wetter war auf ‚Sturm gebürstet‘. Wir hätten uns beispielsweise gerne das Spektakel des feuerspeienden Drachens auf einer Brücke angeschaut. Jedoch prasselt plötzlich so viel Regen auf uns runter, dass wir uns das im Austausch gegen die trockene Unterkunft entgehen lassen. Dafür geniessen wir tags darauf ein anderes besonderes Erlebnis: Wir besuchen erstmalig ein koreanisches Grillrestaurant. Direkt am Tisch inklusive Grillplatte bereitet das Personal das Fleisch und Gemüse frisch vor uns zu. Yummie!

Nha Trang & Mui Né – Abschluss und Neuplanung

Tet steht nun endgültig vor der Tür. Eine Nacht vor dem Fest treffen wir mit dem Zug von Da Nang her in Nha Trang ein. Ein richtig schönes Gefühl wieder zurück in „unserem“ Zimmer zu sein. Viele Restaurants haben Betriebsferien während den Feiertagen und doch haben genügend auf. Es hat viel mehr Verkehr und Menschen in den Strassen. Viele Familien sind unterwegs. An verschiedenen Stellen gibts Tanzvorführungen. Überraschenderweise gibt es am dritten Feiertag auch eine Privatvorführung beim Nachbarn über die Strasse. Generell ist in unserem etwas ausgestorbenen Quartier mehr los als vor unserer Reise. Damals waren nicht viele andere Leute zu sehen. Jetzt tobt sich beispielsweise auch einer der Nachbarn spätabends lautstark mit Karaoke aus. Wir beobachten das Treiben, lernen Nha Trang immer besser kennen, gehen an den Strand kiten oder lesen – alles sehr gemütlich.

Es ist Zeit für die Planung unserer weiteren Reise. So entsteht, dass wir erst Mauros Vater besuchen, der in der Nähe von Bangkok wohnt. Anschliessend treffen wir Mauros Mutter in Bangkok am Flughafen und reisen mit ihr zwei Wochen in Thailand. Mit dieser Planung im Gepäck fahren wir zurück nach Mui Né. Wäre doch schön, an unseren letzten Tagen in Vietnam auch noch den bekanntesten Spot mit Wind zu erleben. Das ging leider nicht auf, wie du beim Intro gelesen hast. Ein weiterer Plan entsteht. So organisieren wir eine ‚Windflucht‘, um mehr zu kiten: Nach der Thailandreise mit Mauros Mam, bauen wir neu einen knappen Monat Philippinen in unsere Reise ein. Ob dieser ‚Windplan‘ mit vier Nächten auf Boracay und drei Wochen auf Mindoro klappt, erfährst du wie immer hier.


Familienurlaub

Mauro | Veröffentlicht am 16.3.2025

Nun stehen wir also um 6 Uhr in der Früh mit unserem ganzen Gepäck in Ho-Chi-Minh-Stadt am Flughafen. Blickrichtung Bangkok. Jedoch ist zwischen dem Ziel und unserer aktuellen Position bereits eine ausgedehnte Menschenmenge beim Check-in von Vietjetair. Augen zu und durch. Wider Erwarten klappt die Aufgabe von unserem Gepäck smooth und flüssig. Keine grossen Augen aufgrund des grossen Kite- und Reisegepäcks. Wenn man so sieht wie in Asien gereist wird, ist unsere Ausstattung heilig. Da kommen Wagenladungen Styroporboxen und Kartonkisten zum Check-in. Nix wie los in Richtung Passkontrolle. Tja, da standen wir dann… Es ging in gemächlichem Tempo voran. Als wir dann die Schichtübergabe erleben – alle Passbeamten stehen auf und salutieren – waren wir auch schon an der Reihe. Stempel drauf und durch. Ziemlich pünktlich starten wir den eineinhalbstündigen Flug nach Bangkok.

Unser erstes Ziel ist Jomtien Beach: Familienbesuch in der neuen Wahlheimat meines Vaters. Eine abenteuerliche Fahrt später, wir versuchen krampfhaft unseren Fahrer wach zu halten, checken wir in einem Hotel in einer Seitengasse zum Strand ein. Gleich mal den ersten Papayasalat und das erste Curry geordert und seit Jahren wieder einmal mit meinem Vater eine Partie Billard gespielt. Am Abend machen wir einen Ausflug in das Nachtleben inkl. Billardturnier. Wie es der Zufall will, sitzen wir etwas später bei einem Deutschen, der in Herrliberg gewohnt haben soll, in der Bar und bestellen Currywurst und Kartoffelsalat. Kurz zusammengefasst: Wir lassen hier die Empfehlung aus und wünschen keinem anderen Reisenden diese Erfahrung. Lustig war es alleweil.

Ein Highlight jagt das nächste. Das Haus, welches mein Vater gekauft hat, verfügt über mehrere Wasserbereiche. Diese suchen nach einer autonomen und autarken Pflegefachkraft, um sich von Algen zu befreien. Putzerfische müssen her! Also nichts wie los in die nächste Fischhandlung. Zack – fünf Wabenschilderwelse eingetütet und im Fond des Autos in Sandras Obhut übergeben. Mit grosser Spannung werden sie freigelassen und verschwinden im Nu in den Tiefen der Teiche. Die Zeit wird es zeigen, ob die Fachkräfte der Aufgabe gewachsen sind.

Während wir in Jomtien sind, kommt es auch immer wieder zu starken Regenfällen. So auch, als wir in einem der Baht-Busse sitzen (ein öffentliches Transportmittel à la Pick-up mit Sitzplätzen auf der Ladefläche). Wir wissen, wo wir aussteigen möchten, jedoch ist da gerade Landunter-Stimmung. Da der Preis derselbe ist, egal wo man aussteigt, bleiben wir einfach sitzen bis der Regen nachlässt. Ein Shopping Center und einen Smoothie später sind wir wieder auf dem Weg in Richtung Hotel. Den letzten Abend verbringen wir in einem Schweizer Restaurant; waschecht mit Aromat auf den Tischen und Landjäger in der Auslage. Wir sortieren das Gepäck für den kommenden Reiseabschnitt und lagern den Rest bei meinem Vater ein.

Los in Richtung Bangkok, meine Mutter kommt uns besuchen. Für einmal warten wir auf sie bei der Ankunft am Flughafen, um sie willkommen zu heissen. In Zürich ists jeweils umgekehrt. Mit ihr verbringen wir erstmal zwei Nächte in Bangkok. Echsen schauen im Lumphini-Park, Skytrain fahren und Smoothies schlürfen ist angesagt. Auch auf der Liste: Ein Sundowner auf einer der zahlreichen Rooftop-Bars; von „Echt beeindruckend“ bis hin zu „Naa, ist einfach zu hoch“ war alles dabei. Alles in allem sind wir positiv beeindruckt von Bangkok. Eine unglaublich grosse Stadt, die einen sehr angenehmen Vibe versprüht.

Nach dem Stadtleben sind wir reif für die Insel. Als Erstes steuern wir Koh Chang an. Eine der grösseren Inseln im Nordosten von Thailand. Am Busbahnhof merkt der Chauffeur schnell, dass unsere Reisegruppe einen speziellen Gast dabei hat. So kommt meine Mutter direkt in den Genuss der zuvorkommenden Behandlung, wie sie eben „die Älteren“ geniessen (Sorry Mam 😁): Einzelplatz im Bus und grösste Fürsorge ums Wohl. In Koh Chang testen wir direkt mal die Wassertemperatur. Warm, sehr warm. Das wäre sogar was für Kurt, Sandras Vater!

Abenteuerlich gestaltet sich das „Reisen“ auf der Insel. Die Strassen gleichen einer Achterbahn im Europapark. So enge Kurven und steile Steigungen habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Lustigerweise haben Sandra und ich den gleichen Gedanken: Die Insel ähnelt den Inseln in Hawaii. Wir mieten ein Auto und fahren die komplette Insel ab. Also wenns da Wind hätte, könnte ich mich glatt verlieben. Verliebt bin ich ja bereits und diese Liebe hat einen grossen Tag auf der Insel. 40ig!! Taraaa… Wir feiern Sandras runden Geburi in einer malerischen Bucht bei Thai-Food und Überraschungstorte. Als Geschenk von mir gibts Socken (kein Witz) und die langersehnte Reiselichterkette, damit wir alle kommenden Unterkünfte mit romantischem Licht versehen können. Danke nochmals an das Transportunternehmen Anita Blumen, welche die Anlieferung der Geschenke ermöglichte.

Ausklingen lassen wir die gemeinsame Reise auf der kleinen Nachbarinsel Koh Mak. Die Insel ist echt ein Traum: Klein und ruhig. Wir begeben uns auf die Suche nach einem fahrbaren Untersatz für uns drei. Erste Idee: Fahrräder! Würde unseren ausgiebigen Essen entgegenwirken… Gefunden haben wir E-Bikes. Ja bravo, Vorsatz über Bord geschmissen und die Drahtesel für 24h gebucht. Leider ist diese Option der Fortbewegung sehr kostspielig und da es keine „klassischen“ Velos zu mieten gibt, muss Plan B her. Den finde ich zufällig beim kleinen Supermarkt um die Ecke: Ein Roller mit Seitenwagen. Wie cool ist das denn?! Nichts wie rein in den Supermarkt und das Teil gleich für den nächsten Tag reservieren. So kann ich die beiden Damen gleichzeitig um die Insel chauffieren. Ein Lachen aller Beteiligten und Zuschauenden ist uns die kommenden drei Tage mit diesem Gefährt sicher.

Da wir nun wieder mit Benzin unterwegs sind, muss eine andere Lösung für den Curry-Bauch her. Wir entscheiden uns fürs Kayak. So rudern wir an einem Tag von Koh Mak zur Privatinsel Koh Rayang Nok. Für 100 Baht pro Person darf dort der Bilderbuchstrand benutzt werden. Was für ein schöner Nachmittag! Zum Abschluss der Reise gönnen wir uns zwei Nächte im Full Moon Resort; Villa im Loftstil mit Meerblick wie in einem Reiseprospekt. Schweren Herzens verabschieden wir uns vom Inselleben und lassen uns zurück nach Bangkok chauffieren.

Eine Nacht in der Nähe vom Flughafen und schon sind die zwei Wochen Familienurlaub vorbei. Wir begleiten meine Mutter zum Flughafen und winken ihr Richtung Gate nach. Im Wissen, dass auch wir diese Rolltreppe heute noch hochfahren werden. Zuerst aber bringt uns mein Vater das eingelagerte Gepäck zum Flughafen. Was für ein Service! Mille grazie 🙏 !! Im Parking kümmert sich Packmeisterin Sandra bei über 30 Grad Celsius und drückender Luftfeuchtigkeit um das Packpuzzle unserer Habseligkeiten. Ich unterhalte mich im klimatisierten Auto mit meinem Vater über Gott und die Welt und so einige digitale Herausforderungen. Anmerkung Sandra: Deshalb sehen die Herren auch so frisch aus auf dem Bild…

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Unser Thailand Aufenthalt neigt sich dem ersten Ende zu. Denn wie ihr bereits von Sandra im vorangegangenen Beitrag erfahren habt, reisen wir spontan auf die Philippinen bevor wir am 31. März erneut einen kleinen Abstecher nach Thailand unternehmen.

Ihr wollt wissen, wie es uns hier auf den philippinischen Inseln ergeht? Tja, dann mal schön am Ball bleiben. Wir melden uns unlängst wieder! Also, da nun Sandra an der Reihe ist mit Schreiben, markiert euch mal einen Tag in 5 Wochen oder so. 😉 Sonnige und windige Grüsse aus Mindoro!


Inselparadies Philippinen

Sandra | Veröffentlicht am 23.4.2025

Yeah, wir haben’s geschafft: Drei Wochen Windglück auf den Philippinen. Wir konnten wieder einmal ausgiebig kiten! Voller Vorfreude sind wir ja das letzte Mal in Bangkok in den Flieger gestiegen, um auf die philippinischen Inseln zu reisen. Wir haben vorab paar Sachen gelesen so von umständlichen Terminalwechseln, Gepäck-Unzuverlässigkeiten, sehr rudimentären Flughäfen, einsamen Inseln und kompliziertem Öffentlichen Verkehr – Inselstyle halt. Und dann stehen wir bei Ankunft in Angeles, der Nachbarstadt von Manila, irgendwas um drei Uhr morgens bei der Grenzkontrolle und erfassen unsere Einreise via App. Einmal umgeschaut und wir bemerken: wir sind in einem super modernen Flughafen gelandet. Die Angestellten weisen uns trotz früher Morgenstunde sehr bemüht in Englisch den Weg. Ein Klacks ist es dann, das Terminal zu wechseln und für den Inlandflug einzuchecken. Mit unserem Gepäck rechnen wir ja immer mit dem Schlimmsten, was glücklicherweise bisher noch nie eintraf… Einmal durch die Sicherheitskontrolle, kriegen wir auch kurze Zeit später einen leckeren Kaffee. Es beginnt etwas anders als erwartet. 

In Boracay respektive beim Flughafen auf der Nachbarinsel in Caticlan gelandet, merken wir jedoch, was gemeint war. Denn jetzt wird es umständlicher: Eine kurze Strecke zur Fähre muss überbrückt werden – nein, doch zu weit, um einfach zu laufen – dann gilt es ein Umwelt-, Hafen- und Schiffsticket zu kaufen und ins entsprechende Schiff zu steigen. Nach der Überfahrt gibt es erneut eine kurze Strecke zu fahren bis in den Stadtkern respektive zur Unterkunft. Reiseanbieter vereinfachen einen das Prozedere: Einmal gebucht, wird man zum Warte- oder Einsteigebereich durchgewunken, bekommt zur richtigen Zeit ein Ticket in die Finger gedrückt, wird ins Schiff geschoben und steigt danach in den zugewiesenen Bus. Mit unserem Gepäck die beste Option… 

Boracay war für uns so etwas wie die Vorband bei einem Konzert. Unser Philippinen-Abstecher begründet auf dem „Konzertticket“ für den Kitespot auf Mindoro. Für die Hinreise fanden wir einfach bessere Flugverbindungen/Gepäckoptionen nach Boracay. Von da erreicht man in einer dreistündigen Fährfahrt Bulalacao auf Mindoro, was sogar näher am Kitespot liegt als der Flughafen. Wie es so ist mit Vorbands, man bereitet sich nicht gross dafür vor. Wir hörten, dass es ein belebter Ort sei und es einer der bekanntesten Kitespots der Philippinen ist mit mehreren Kiteschulen. Also haben wir fürs Kennenlernen vier Nächte eingeplant – wenn wir schon hier sind, wollen wir auch diesen Kitestrand unter die Lupe nehmen. Hier findest du den Post auf Instagram, wo wir mehr über den Kitespot Boracay erzählen.

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Schön ist’s auf den Philippinen. Richtig bilderbuchmässig mit Strand, Palmen und türkisfarbenem Meer. Obwohl auf Boracay viele Häuser und Menschen dicht an dicht sind, verbringen wir eine gemütliche Zeit. Trotzdem freuen wir uns auf die Überfahrt nach Mindoro, wo uns mehr Abgeschiedenheit erwartet. Auf Schritt und Tritt für Taxis, Touren oder anderes angequatscht zu werden, fanden wir doch ein bisschen ätzend… Gesagt, getan. Auch wenn es uns etwas mulmig wurde, nachdem wir lasen, dass die Überfahrt aufgrund des Windes sowie der Wellen ruppig werden könnte und wir sahen, wie sie Autos und Lastwagen mit Seilen auf der Fähre fixierten. Es war am Ende nicht schlimm und die befürchtete Verspätung traf auch nicht gross ein; was für Reiseglückspilze wir doch sind! 

Nach einer knapp halbstündigen Fahrt mit dem Tricycle (philippinisches TukTuk – ja, da passen wir beide inklusive allem Gepäck drauf, wir staunen…) durch die Dunkelheit, erreichen wir die Bucht von Kitesurf Mindoro. Eingebettet im (Palmen-)Wald betreiben Kathrin und Zeb ihr „Resort“ direkt am Kitestrand – zu diesem Spot haben wir hier auf Insta auch einen Beschrieb gepostet. Wir wollen es vor allem gemütlich nehmen, kiten und relaxen. Da steht doch prompt am übernächsten Tag schon der erste und ein besonders toller Tagestrip in Form eines Downwinders auf zwei kleinere Inseln an. Diese Gelegenheit müssen wir ergreifen. Da wir nur ein Twintip mit dabei haben und der Wind zu Beginn noch etwas schwach ist, nehme ich die etwas mehr als einstündige Kite-Traverse zur Insel Liwagao unter das Brett. In der Zwischenzeit kommt Mauro mit dem Rest der Truppe und dem „Verpflegungsboot“ rüber gefahren. Auf der Insel angekommen, zum Glück hat der Wind etwas aufgefrischt, übernimmt Mauro den Kite und geniesst das flache Wasser und die Einsamkeit an diesem schönen Fleck bei seiner Session. Zum Mittagessen gibts gegrillten, frischen Thunfisch – wow, so lecker. Kurze Zeit später, fahren/kiten wir weiter nach Nagubat. Eine einsame Insel wie aus dem Bilderbuch. Schau via Google Maps Link, wo wir Robinson Crusoe spielten… Mit diesen einzigartigen Eindrücken besteigen wir das traditionelle philippinische Auslegerboot und fahren zurück. Es folgen weitere schöne Tage, wo wir neue tolle Leute kennenlernen, uns mit der Gruppe ein Lechon (Spanferkel) bestellen, relaxen, kiten usw. Ja, einfach geniessen, erholen und das Bild dieser schönen Umgebung „einsaugen“. Zur Abwechslung vom Camp-Leben führt mich Mauro mit dem Roller aus. Wir fahren zum Kaffeetrinken, zum Einkaufen einiger Kleinigkeiten, zum Erkunden anderer Strände und fahren bis unsere Hintern schmerzen; genau genommen bis wir ungefähr eineinhalb Stunden später eine Pizzeria erreichen. Hihihi. Einmal geblinzelt sind unsere drei Wochen ultimativer Entspannung zu Ende. Es geht mit dem Flugzeug via Manila zurück nach Bangkok. Ein Learning: Kitegepäck oder anderes kann man zur Not auch einfach mit einer Frischhaltefolie und genügend Umdrehungen zusammenpacken und so beim Check-in abgeben. So gesehen bei anderen Kitern (unser gepimpte Kitebag hält noch immer einwandfrei).

Inzwischen ist es in Bangkok wärmer geworden; wenn nicht eher heiss. Alle Thailänder*innen lechzen nach Abkühlung. Bevor es soweit ist, geben wir erstmal unser grosses Gepäck zur Lagerung. Denn wir haben etwas Tolles vor und das gar nicht so weit weg von der riesigen Stadt. Nach ein paar Tagen im Fischerdorf bei Rayong machen wir die Überfahrt nach Ko Samet, eine schöne Insel. Jedoch war nicht die Insel ausschlaggebend, sondern weil sich unsere Reisewege mit denen von Tuli, Stibe und Emilian kreuzen. Wir geniessen und feiern paar Tage des Wiedersehens mit unseren Freunden aus der Schweiz. Eine Sandburg bauen und Strandfussball spielen macht zu fünft einfach mehr Spass. Danke für die schöne gemeinsame Zeit!

Also, was hat das jetzt mit der Abkühlung der Thailänder*innen auf sich? Dabei geht es nicht etwa um ein Sommergewitter oder um einen Sprung ins Meer. Nein, letzteres wäre sowieso ziemlich warm ausgefallen. Wir fahren direkt zu Beginn des Wasserfests namens Songkran, das thailändische Neujahrsfest, zurück nach Bangkok. Ein für Touristen offensichtlicher Bestandteil dieser Feiertage: Man schmeisst in den Strassen entweder mit riesigen Wasserpistolen oder mit Eimern Eiswasser um sich. Den Gedanken an dieses einzigartige Erlebnis fanden wir amüsant und freuten uns, dass wir zufälligerweise zu diesem Zeitpunkt in Thailand sind. Einmal nachgedacht und die Freude gerät ins Wanken: Mit nassen Kleidern oder sogar Gepäckstücken reist sichs enorm schlecht. Erst recht, wenn drei Flüge anstehen mit zwei kurzen Zwischenhalten in Australien, wo das Gepäck wieder neu eingecheckt werden muss. Deshalb umgehen wir die ausgelassenen Festivitäten bestmöglich. Wir huschen durch die Stadt, immer auf der Lauer um dem nächsten Wasserstrahl auszuweichen oder die Leute direkt böse anzuschauen, um so die Wasserpistole k.o. zu setzen #Spaaaaaassssssverderber!!! ;-) Das klappte zum Glück kombiniert mit paar Umwegen ganz gut. Wir bekommen in Form von Kollateralschäden nur ein paar wenige, sanfte Wasserspritzer ab…

So, knapp innerhalb der von Mauro prophezeiten fünf Wochen mit dem Publizieren geschafft…  Das nächste Mal liest du von uns aus Neuseeland. Da kühlen wir uns gerade etwas ab beim Rumcruisen mit dem Wohnmobil von Auckland aus, damit wir ready sind für das Grande Finale auf den Cookinseln. In dem Sinne ein kühles Tschüss und Ciao! 


Kia Ora New Zealand

Mauro | Veröffentlicht am 29.5.2025

Nachdem wir Bangkok bereits mit einer gehörigen Abgangsverspätung verlassen und unsere Anschlussflüge sehr eng getaktet sind, ist uns mulmig, ob wir es pünktlich bis nach Auckland schaffen. Zuerst mal ab nach Perth und in Australien einreisen. Trotz rigoroser Einreisevorschriften in Bezug auf eingebrachtes Gut sind wir ruck zuck durch und rennen in Richtung Domestic Terminal zum erneuten Einchecken unserer Habseligkeiten. Ja, da auf dem Weg nach Neuseeland unsere nächste Zwischenlandung in Melbourne stattfindet, reisen wir offiziell in Australien ein. Zurück zu unserem Terminalwechsel: Ausser Puste erreichen wir den Check-in pünktlich und treten den Weiterflug an. Nun wieder im Takt der bevorstehenden Flüge beruhigt sich auch unser Puls. Wir erreichen Auckland kurz nach Mitternacht; zwei Tage nach dem Abflug in Thailand. Auch hier nochmals das ganze Programm mit Kontrolle der mitgeführten Waren. Die Neuseeländer legen sehr grossen Wert auf die Erhaltung der eignen Flora und prüfen alles sehr streng. Am Schluss steht uns noch der Check des süssen Beagles aka Schnüffelnase bevor, welchen wir auch mit Bravour bestehen. Also nix wie los ins Hotel. Wir haben Schlaf nachzuholen! 

Am nächsten Tag geht‘s direkt über die Strasse zum Camperverleih. Ja, da wartet unser Schneckenhaus, wie Sandra unseren Van liebevoll tauft. Gleich mal einkaufen und Proviant auffüllen. Stunden später (ja, es ist eine Geduldsprobe mit Sandra in neue Einkaufsläden zu gehen. Sie liebt es, jede Packung umzudrehen und alles zu begutachten) habe wir unser rollendes Zuhause aufgefüllt. Als nix wie los. Die Wolken verheissen nichts Gutes: Sturm und Regen sind im Anmarsch. Wir beschliessen trotzdem oder genau deswegen ein „Freedom Camping“ am Strand zu suchen. So heissen in Neuseeland Parkplätze, welche unter Beachtung gewisser Regeln kostenlos nachts als Camping-Standplatz genutzt werden dürfen. Wir entscheiden uns für Snells Beach. Ein abgelegenes Dörfchen mit wunderschöner Strandpromenade. Unser Schneckenhaus wackelt gehörig im Wind, als wir das Apéro geniessen. Plötzlich klopft es an der Türe. Eine junge Frau in kurzen Hosen und T-Shirt (!!!) steht vor unserer Schiebetür und fragt, ob wir Autos aufbrechen können. Hmm… klingt nach einem tollen Plan: Warum nicht gleich am ersten Abend ein Verbrechen verüben? Ich hake nach. Es stellt sich heraus, dass die junge Dame aus Deutschland kommt und sich aus ihrem eigenen Auto ausgeschlossen hat. Also lass uns das mal ansehen. Ein weiterer Camping-Nachbar wird umgehend zum Komplizen und hilft mit Licht aus. Aufgrund des fehlenden Metalldrahts (Ja, ich habe aufgrund meiner „zwielichtigen“ Vergangenheit Erfahrung im Aufbrechen von Autos – Spass bei Seite: Sowas lernt man als Carrosseriespengler… :-)) sind die Möglichkeiten sehr begrenzt. Da die Auftraggeberin nicht den Schlüsseldienst rufen will und langsam kalt bekommt, entscheiden wir uns im Plenum, dass wir eine Scheibe einschlagen. Ich bringe ein, dass die kleine Dreiecksscheibe die kleinste und somit wahrscheinlich auch die günstigste im Ersatz sein wird. Den Engländer des Nachbars (also nein, der war vermutlich aus Amerika, hatte aber einen Rollgabelschlüssel aka Engländer) zur Hand genommen und der Dame unter zweifachem und unter Zeugen bestätigtem: „Ja, das ist wirklich mein Auto“ Zutritt verschafft. Wär ja ne geile Aktion: Kannst du mir helfen „mein“ Auto aufzubrechen und am Schluss entpuppt es sich als einen Diebstahl... 

Die zweite Nacht verbringen wir am gleichen Strand, jedoch an einem anderen Freedom Camping Platz. Alles gut, bis uns plötzlich der Strom ausgeht. Tja, ohne Sonne nützt die Solaranlage auf dem Dach nicht viel. Deshalb geht es am nächsten Tag zu unserem ersten richtigen Campingplatz im beschaulichen Whangarei. Super freundlich und sauber! Die lustige Nachbarin, welche jedes Geschirrstück einzeln abwaschen geht, um mit allen auf dem Platz ein Schwätzchen zu halten, erheitert die Stimmung ungemein. Den Wassertank und die Batterie aufgefüllt fahren wir am nächsten Tag weiter Richtung Norden. Wir enden an einem weiteren Campingplatz (Ja, wir haben den Luxus von Strom zu schätzen gelernt) und erkunden dort die Flora und Fauna inklusive Glühwürmchen und Aalen. Schöne Umgebung, jedoch aufgrund des Osterwochenendes und Spielprogramm zu viele Kinder. Nix für uns – weiter geht’s am nächsten Tag. 

Gen Norden mit unserem Schneckenhaus erreichen wir nach einem Zwischenhalt beim zweitgrössten Kauribaum (Durchmesser 16 Meter!) und dem glasklaren Lake Taharoa das Örtchen Kawakawa. Bekannt durch den Künstler Hundertwasser, welcher dort in der Nähe gelebt hat und dem Ortsbild eine öffentliche Toilette gestaltete. Der Parkplatz des Hundertwasser Museums ist auch ein Freedom Camping, welchen wir für die Nacht direkt in Beschlag nehmen. Am nächsten Morgen beschliessen wir auch das Museum zu besuchen und lassen uns von den Eindrücken und Erzählungen über Hundertwasser in Neuseeland berieseln. Kultur = Check. Also nix wie weiter in Richtung Cape Reinga Leuchtturm und die Spirits Bay, beides am nördlichsten Punkt der neuseeländischen Nordinsel gelegen. Die Bucht ist für die Maori, die Ureinwohner von Neuseeland, heilig. Sie dient als Passage nach dem Tod, um von der Insel an den Ort weiterzuziehen, an welchem die Seele für die Unendlichkeit sein wird. Ein wirklich magischer Ort, der Leuchtturm macht da nicht so viel aus. Die Umgebung mit den schroffen Felsen und den langen Sandstränden dafür umso mehr. Wir geniessen die Aussicht und suchen die Himmelsrichtung unserer nächsten Insel. Doch bevor wir weiterziehen, gibt es in Neuseeland noch so vieles zu sehen. Wir beschränken uns ja auf die Nordinsel. Die Südinsel wär für Sandra schlicht zu kalt – wir heizen ja jetzt schon ab und an unser Schneckenhaus mit der Standheizung. 

Da kommt der Gedanke: Sanddünen sind doch in der Regel warm?! Da stehen welche auf der Landkarte. Naja, „wüstenwarm“ waren sie nicht, dafür imposant. Nächster Halt: 90 Miles Beach, genauer Ahipara am Südende des neunzig Meilen langen Sandstrands. Das Wetter war nicht mehr so auf unserer Seite. Dem trotzend und mit Regenjacke bewaffnet, schlendern wir am Strand entlang. Uuuuunglaublich. Strand so weit das Auge reicht! Faszinierend: Der Strand darf befahren werden. Ja, es gelten sogar Geschwindigkeitslimiten. Jedoch werden diese eher als Empfehlung angesehen. Insbesondere von den Motocrossfahrer*innen, welche den Strand als grosser Spielplatz in Beschlag nehmen. Hach – ich will auch!! Nebenbei wird gefischt und/oder einfach das Leben genossen. 

Da war noch was. Genau: Wir sind auf Kitereise. Nicht umsonst hat Sandra in einem der Städtchen sogar einen Neoprenanzug gekauft (Für die Kenner*innen: Einen langen 3/2er). Wir sehen auf den Prognosen, dass der Wind auf der Westseite aufziehen soll. Tokerau Beach ins Navi eingegeben, Automat auf D und nix wie los. Tja, der Wind ist da. Leider auch das schlechte Wetter. Es nieselt und das Thermometer pendelt zwischen 15 und 17 Grad Aussentemperatur. Hmm… Wir stehen am Strand mit Jacke und Windmesser: 20 bis 30 Knoten kalter Wind. Könnte für unseren 9er Kite teils zu viel sein. Wir lassen diese Ausrede gelten, für dass wir nur als Zuschauer im warmen Camper fungieren und schieben es nicht auf das Wetter, geschweige denn auf die Temperaturen ;-). Dazu kommt: Wie sollen wir die Sachen im Camper trocken kriegen bevor wir weiterreisen? Nicht wirklich Sonne angesagt für die nächsten Tage. Kite nass, Neopren nass… Viele werden nun murmeln: Verwöhnt! Ja, das sind wir – schuldig! 

Themenwechsel: Sandra hat schon öfter von warmen Quellen gesprochen, welche uns Lena empfohlen hatte. Lena lernten wir auf Mindoro, Philippinen, kennen. Der schöne Zufall will es, dass sie zwar ursprünglich aus Deutschland kommt, jedoch länger in Neuseeland wohnte. Der noch krassere Zufall: Jetzt lebt sie auf den Cookinseln, wo wir als nächstes hin fliegen. Zurück zu den Quellen. Denn warmes Wasser klingt gut in unseren kalten Ohren! Kompass hoch in Richtung Süden und ab die Post. Zuvor kommen wir noch am Ruapehu Vulkan vorbei. Auf dem Parkplatz am Fusse des Skigebietes treffen wir ein älteres Ehepaar, welches umgehend in Plapperlaune kommt. Wie alle Neuseeländer*innen; meist für ein Schwätzchen zu haben. Leider haben sie einen so starken Akzent in ihrem Englisch, dass wir praktisch jedes zweite Wort erraten müssen. Die zwei Rentner hätten mal eine Zeit in Bremen gelebt und wären aktuell auf der Durchreise nach Wellington. Sie erzählen uns ausserdem, wo wir noch hin sollen und was wir auslassen können. Die Dame kommt in einen Redeschwall, welcher nur vom Herrn mit nachdrücklichem Tippen auf die Uhr gestoppt werden konnte. Super niedlich die zwei und so freundlich. 

Bei uns geht’s auch weiter. Südwärts auf dem „Lost World Highway“ – der war wirklich lost. Ziel: Three Sisters and the Elephant Rock. Dank meiner Rallye-Fähigkeiten manövriere ich unseren Fiat Ducato aka Schneckenhaus sicher durch die teils löchrigen Strassenabschnitte in den Hügeln. Pünktlich auf die Ebbe dort angekommen, bestaunen wir die Schönheit der Natur. Schwarzer Sand und die abgebrochenen Klippen im Wasser lassen uns sprachlos werden (Das heisst bei Sandra was!!). Wir saugen diese Szene auf und machen uns auf den Weg weiter nach New Plymouth. Eine Nacht später stehen nun endlich die warmen Quellen auf der Tagesordnung. Durch einen Zufall entdecke ich einen Campingplatz, der selbst über mehrere heisse Pools verfügt. Wir fahren somit in das Waikite Valley und staunen bereits bei der Anfahrt über das „Gedampfe“ überall aus dem Boden. Schneckenhaus in Position bringen, Strom anschliessen und nix wie in die Badehosen und in die Pools. Wow – wirklich schön. Leider hat es an diesem Nachmittag viele Gäste, welche ihren Genuss sehr lautstark zelebrieren und das Gequatsche stört etwas die Entspannung. Da kommt es uns gelegen, dass die Gäste vom Campingplatz morgens vor der offiziellen Eröffnung in die warmen Pools können. Dies ab 6 Uhr. Also Wecker gestellt und die Herkulesaufgabe angepackt, Sandra um diese Zeit wach und in Badelaune zu bringen. Ich wäre nicht ich, wenn mir dieses Kunststück nicht gelungen wäre. Anfangs eher zurückhaltend erfreut, wandelt sich die Laune von Sandra mit jeder Minute, in welcher wir fast alleine die komplette Anlage bei Sonnenaufgang geniessen können. Was für einen Traum!

Die Zeit in Neuseeland neigt sich dem Ende zu. Zuvor nehmen wir noch den Geysir und die Vulkanlandschaft von Wai-O-Tapu mit. Auf dem Weg nach Auckland erkunden wir einen alten Goldgräbertunnel und geniessen die letzten roten Kiwis. Nun geht’s weiter in Richtung Nordosten – mein persönliches Highlight – die Cookinseln warten auf uns. Also Matrosen, ab in die Wanten und Segel setzen!